Datum der Publikation 31/07/2017
Stadttourismus Zehn Pläne für die Rückkehr nach Madrid
Weil der zweite Besuch in der Hauptstadt besser sein kann als der erste.
Die Hauptstadt Spaniens ist eine dieser Metropolen, die im ständigen Trubel, unendlichen Anreizen und kulturellen Trubel lebt. Oftmals benötigt man mehr als einen Besuch, um ihre königliche und monumentale Fassade zu durchdringen und sich von ihrem frechen, einladenden und sehr inspirierenden Geist verführen zu lassen. Daher bedeutet Zurückkehren nicht, das Ziel zu wiederholen. Es ist vielmehr eine unterhaltsame und notwendige Übung, um einen authentischen Eindruck mitzunehmen, der über Postkarten, Klischees und die nostalgische Movida hinausgeht.
Unerwartete Museen
Bei einem ersten Besuch in einem Hotel in Madrid ist es verständlich, vom 'Guernica' im Reina Sofía beeindruckt zu sein, sich von Impressionismus und Postimpressionismus im Thyssen berühren zu lassen und die Geheimnisse von 'Las Meninas' im Prado-Museum zu entdecken. Doch jenseits des bekannten Kunstspaziergangs verbirgt die Hauptstadt weitere Orte, vom unverzichtbaren Architektur-Ausstellungs-Binom CaixaForum über die beste spanische und internationale Mode-Retrospektive im Museo del Traje bis hin zum intimsten Impressionismus von Sorolla in seinem Casa-Museum. Zudem ist das Nationale Archäologische Museum ein Muss für Interessierte an Prähistorie und Antike, während Tabacalera und Neomudéja auf alle warten, die Street Art, Video Art und die undergrounden Initiativen bevorzugen.
Neue (und großartige) gastronomische Eröffnungen
Die kalten Monate in der Hauptstadt sind die perfekte Zeit für die Eröffnung und Neuerfindung von Restaurants, die sowohl Einheimische als auch Besucher begeistern möchten. Und obwohl ständig neue Lokale eröffnen, kommen viele, um zu bleiben – mit bewährten Konzepten. So ist es bei Coque (im Bild), einem Zwei-Sterne-Bistro, das ins Stadtzentrum gezogen ist, um sein Image zu aktualisieren, ohne seine modernen Klassiker zu verraten. Auch Zalacaín hat diesen Weg eingeschlagen: Ohne den Standort zu wechseln, wurde das Interieur überarbeitet, ohne auf die berühmten Soufflé-Kartoffeln zu verzichten. Exotische und gewagte Konzepte kommen ebenfalls zu ihrem Recht, z. B. Longan, das neue Mekka für Pekingente, El Buda Feliz 1974 (die Wiedereröffnung des ersten chinesischen Restaurants der Stadt) oder Mandioca, das Beste aus dem gesunden Brasilien.
Madrid Clandestino
Der Reiz des Geheimen und Verbotenen hat die Hauptstadt ebenfalls mit seinem Hauch von Exklusivität und Ungewissheit verzaubert. Ein entspannterer Besuch in Madrid ermöglicht es, diese Karte von Orten zu erkunden, die sich als etwas anderes ausgeben, um zu täuschen und zu verführen. Einer der legendärsten ist Kikekeller, eine Kunstgalerie, die sich nachts in eine Cocktailbar verwandelt. Ein weiterer, Yugo the Bunker, eine scheinbare japanische Izakaya, deren privater Keller einen Mitgliederclub beherbergt, der sich der japanischen Gastronomie widmet, geleitet von Julián Mármol. Der jüngste Zugang ist Medias Puri, ein scheinbares Kurzwaren-Geschäft, das hinter seiner Fassade einen Nachtclub mit Shows, Cocktails und vielen Überraschungen verbirgt.
Ausstellungen, die eine Reise rechtfertigen
Es gibt Retrospektiven und Ausstellungen, die dazu verleiten, Koffer zu packen und in die spanische Metropole zu reisen. Deshalb beachten alle kulturinteressierten Reisenden die Programme der wichtigsten Museen der Stadt, unabhängig von deren Dauerausstellungen. In den kommenden Wochen wird Madrid mit Picasso und Lautrec gefüllt sein, dank einer gemeinsamen Ausstellung dieser beiden populären Künstler im Thyssen, trifft auf die romantische Malerei Fortunys im Prado und auf die Moderne Zuloagas in der Fundación Mapfre sowie auf Art Nouveau in den Rahmen von Alfons Mucha (im Bild) im Palacio de Gaviria.
Madrid, die Weihnachtsmetropole
Eine der Städte, die die Feiertage am besten feiern, ist Madrid, eine Metropole, die weit über einige funkelnde LEDs und Neonlichter hinausgeht und eine unendliche Vielfalt alternativer Aktivitäten bietet, um Einkäufe, Gastronomie, Freizeitangebote und Kultur auf besondere Weise zu erleben. Dabei wechseln sich formelle offizielle Veranstaltungen mit traditionelleren, lokal geprägten Aktivitäten ab, ohne den modernen Touch zu verlieren. Das Schöne an Weihnachten ist eben, dass für alles Zeit bleibt.
Shopping ist so eng mit Weihnachten verbunden, dass es fast das Weihnachtsessen in den Schatten stellt. Maßnahmen wie die Fußgängerzone auf Teilen der Gran Vía erleichtern die intensiven Einkaufstage. Ab 17:30 Uhr ist die Calle Preciados nur noch als Einbahnstraße vom Puerta del Sol aus begehbar, um den Menschenstrom zu lenken.
In anderen Stadtteilen entstehen Initiativen wie Distrito 41 in der Umgebung der Calle Jorge Juan, wo Geschäfte und Restaurants sich zusammenschließen, um die Gegend als Einkaufs- und Gastronomiezone zu etablieren. Diese Weihnachten ist der perfekte Zeitpunkt, um die exklusivsten Modeboutiquen und gastronomischen Restaurants zu entdecken.
Für spezielle Weihnachtskäufe, wie Dekorationen, bieten Geschäfte wie Pippa’s auf der Plaza de las Salesas originelle und anpassbare Produkte. Ein Muss sind die Weihnachtsmärkte, darunter der Mercado de Diseño mit seinen Xmas Fun-Ausgaben und Konzerten aufstrebender Bands wie Joe la Reina oder Colectivo Primavera. Und natürlich der klassische Weihnachtsmarkt auf der Plaza Mayor, ideal, um in die Tradition der Krippen einzusteigen.
Madrid steht für gutes Essen und Gastronomie, daher lohnt sich ein Besuch der Feria de la Artesanía auf der Plaza de España, die lokale Gourmetgeschenke präsentiert. Für handwerkliche Süßigkeiten ist Casa Mira, die traditionsreichste Turrón-Boutique der Stadt, gegründet 1842, ein Highlight. Auch importierter Panettone erfreut sich großer Beliebtheit.
Am Dreikönigstag ist der Roscón der Star, besonders die von Alejandro Montes in den patisseries Mamá Framboise hergestellten. Neue Highlights sind essbare Weihnachtsbäume gefüllt mit Schokolade oder weihnachtsinspirierte Eiscremes wie Panettone, kreiert von Rocambolesc im Stil von Willy Wonka.
Überraschende Gärten
Zwei Klischees werden beim Besuch der Grünanlagen Madrids widerlegt. Erstens, dass sie alle gleich seien. Zweitens, dass es kaum Neuheiten gebe. Die neue Saison bringt frische Ideen und Anreize, wie die Eröffnung des Palacio de Capricho, das zu einem Museum über die Persönlichkeit der Herzogin von Osuna umgewandelt wurde und den Besuch des romantischen Parque del Capricho ergänzt. Desert City (im Bild) ist eine Initiative am Stadtrand von Madrid, in der xerophile Pflanzen die Hauptrolle spielen und die Landschaftsgestaltung zeigt, dass stachelige Pflanzen ebenfalls schön sein können.
Vom Sport bewegt
Die Frage ist schon ein Anreiz: Warum nicht die Laufschuhe einpacken? Madrid erlebt derzeit eine fantastische Begeisterung für Volksläufe auf allen Niveaus und für alle Ansprüche – ein sehr attraktives Szenario für ‘Runner’, die ein anderes – besser gesagt, echtes – Ziel auf ihren Reisen suchen. Von Wohltätigkeitsläufen bis hin zu Wettkämpfen mit deinem Hund ist das Angebot riesig. Und falls dein Besuch zufällig mit keinem Event zusammenfällt, bleiben immer Madrid Río (im Bild) oder der Retiro-Park, um die Beine zwischen historischem Erbe zu lockern. Ah! Und für Fußballfans: das Erlebnis, ein Spiel im brandneuen Wanda Metropolitano Stadion zu sehen, übersteigt die Farben des Trikots.
Die anderen Spuren
Sonntags am Cascorro ist eines dieser traditionellen Rituale zwischen Antiquitätenständen und Vintage-Händlern. In den letzten Jahren hat sich die Stadt jedoch mit chicen Alternativen zu ihrem beliebtesten Flohmarkt gefüllt, wobei zwei Initiativen hervorstechen. Die erste ist der Designmarkt, ein regelmäßiges Event, das das Matadero mit Produkten nationaler Designer und Kunsthandwerker füllt, begleitet von Food Trucks und fröhlichen Konzerten. Die zweite, der Motorenmarkt, eine Ausstellung origineller Produkte und kurioser Geschäfte in einem einzigartigen Raum: dem Eisenbahnmuseum. Schon allein wegen dieser Mischung aus alternativer Mode und Lokomotiven lohnt sich ein Besuch am Wochenende.
Auf die Bühne achten
Das, was in Spanien Broadway am nächsten kommt, ist stets die Gran Vía. Hier wechseln sich große Geschäfte mit den meistbesuchten Theatern ab, in denen Shows und Musicals die Plakate dominieren. Unter ihnen hat sich Der König der Löwen als das unverzichtbare Showhighlight etabliert, das Massen mobilisiert und das Teatro Lope de Vega seit 6 Jahren füllt. Als Konkurrent zu diesem Klassiker zeigt das Teatro Coliseum El Guardaespaladas, während das Teatro Nuevo Apolo (der andere musikalische Tempel in der Calle Jorge Juan) Billy Elliot mit der Musik von Elton John präsentiert und mehrere Generationen begeistert. Weitere unverzichtbare Programme sind die cleveren Millennial-Produktionen des Teatro Lara, die Jonglagen und Konzerte im Price, die komplexen Werke von La Abadía oder die abgewogenen Risiken der Naves del Español.
Hinter den Kulissen
Nach und nach beginnt Madrid, sich selbst zu lieben, sich als eine Hochburg der Architektur des letzten Jahrhunderts zu erkennen und Besuche rund um dieses Werk zu fördern. Jedes Jahr organisieren COAM und die Stadtverwaltung die Architekturwoche, in der neben Vorträgen und Diskussionen einige der emblematischsten Gebäude der Stadt der Öffentlichkeit geöffnet und erklärt werden. Im Rest des Jahres bieten Unternehmen wie Madrides geführte Touren an, bei denen Besucher lernen, einige vom Alltag getarnte Gebäude (wie das Gimnasio Maravillas oder das IBM-Gebäude) gerecht und kritisch zu würdigen und andere Werke, wie das CaixaForum, als echte Kunstwerke zu präsentieren.
Sonnenuntergangs-Guide
Die enge Beziehung zwischen Stadt und Himmel hat Mythen genährt, wie etwa dass Madrid den schönsten Himmel der Welt habe. Eine Hyperbel, die schwer zu widerlegen ist, aber die spektakuläre Natur seines Himmelsgewölbes hervorhebt. Deshalb ist es ein Erlebnis, ihn in seinem magischsten Moment zu beobachten, wenn die Sonne untergeht – fast wie ein Kunstwerk. Besonders eindrucksvoll ist dies, wenn man die Himmelsvorstellung an so besonderen Orten wie dem Tempel von Debod oder im Park des Cerro del Tío Pío, dem Zentrum der alternativen Picknicks der Stadt, genießt.