Philippe Starck ist keine Legende – er ist Gegenwart. Der bahnbrechende Designer des 20. Jahrhunderts schreitet mit der Frische eines aufstrebenden Talents durch das 21. Jahrhundert und erzählt mit jeder neuen Kreation eine andere Geschichte. Er bewegt sich mühelos in der Welt der sozialen Medien, entwirft Capsule-Kollektionen und hat die Prinzipien von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein vollständig verinnerlicht.
Er lehrte Designer, die Regeln zu brechen, eine Persönlichkeit zu schaffen wie ein dauerhaftes Selfie, mit der Innovation Schritt zu halten, den Wandel um seiner selbst willen vorauszusehen – und Design als eine Form der Kommunikation zu verstehen.
ASAHI BEER HALL
La Flamme d’Or oder Goldene Flamme, eine 360 Tonnen schwere Skulptur, erhellt seit 1989 ununterbrochen das Ufer des Sumida-Flusses in Tokio. Auf den ersten Blick erinnert das Gebäude an ein typisches japanisches Bierglas – perfekt eingeschenkt – mit einer geschwungenen Schaumschicht obenauf. Ob Flamme oder Schaum, jedes Werk seines Designers hat Debatten und Kontroversen ausgelöst, und auch dieses Gebäude mit seiner Symbolik war keine Ausnahme von den wenig schmeichelhaften Spitznamen seiner Zeit. Doch die Zeit setzt alles ins rechte Licht, und im 21. Jahrhundert erhebt es sich als humorvolle Geste über die umgebende Geradlinigkeit.
JUICY SALIF – ALESSI
Dieses Stück ist in Museen wie dem MoMA in New York sowie in Designsammlungen und Ausstellungen auf der ganzen Welt zu finden. Dieser Zitronenpresser schrieb Geschichte – zusammen mit der berühmten Aussage des Designers: „Mein Zitronenpresser ist nicht dazu gedacht, Zitronen zu pressen, sondern Gespräche anzuregen.“ Und genau das geschah – die Kontroverse begann.
Es war das Jahr 1990, und Starcks Name ging gemeinsam mit seinem Zitronenpresser um die ganze Welt. Ist er nützlich oder nicht? Welchen Wert hat er, wenn er nur ästhetisch ist? Was sind die Grundlagen des Designs? Ist es Kunst oder Design? Die Antworten bleiben für viele unklar, doch das Gespräch geht weiter – ebenso wie der Ruhm seines Schöpfers. Das Ziel wurde erreicht.
GUN LAMP
Was bedeutet Viralität? Als dieses Design erstmals auf den Markt kam, existierte der Begriff noch nicht. Doch heute, da die Online-Kommunikation von diesem kollektiven Phänomen lebt, ist es schwer, nicht an diese Waffe zu denken, die Licht spendet – und es durch ihre goldenen Reflexe vervielfacht. „Design ist meine Waffe“, sagte Starck, und nach einigen Jahren wurde die subversive und kontroverse Lampe von Flos zu einem Objekt, das eine rebellische Haltung in allzu konventionellen Räumen verkörpert.
Um mögliche Zweifel auszuräumen: 20 % des Verkaufsumsatzes der Kollektion werden an Frères des Hommes gespendet, eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich der weltweiten Bekämpfung von Armut widmet.
BAOBAB TABLE
Ein Tisch mit einem verspielten, fast spielzeughaften Erscheinungsbild, der sich von der Linearität und Strenge traditioneller Büroeinrichtungen löst. Mit diesem eleganten, fließenden Möbelstück nahm Starck erneut die Designphilosophie von Unternehmen wie Yahoo oder Google vorweg – wo die Arbeitsumgebung nicht nur Spaß machen, sondern auch nach Spaß aussehen soll.
Dieser aus einem Stück gefertigte Schreibtisch verkörpert die Freude an der Arbeit jenseits des typischen Tischtennistisches oder der bunten Sitzsäcke in Besprechungsräumen. Gemeinsam mit Vitra führte der Designer zudem ein innovatives Kabelmanagementsystem ein – eine elegante Lösung, um das übliche Kabelchaos auf dem Boden zu vermeiden.
ALHÓNDIGA DE BILBAO / AZKUNA CENTER
Im Jahr 2010 erlangte die Alhóndiga de Bilbao – heute als Azkuna Center bekannt – ihre Bedeutung zurück, indem sie sich in ein neues kulturelles, soziales und sportliches Zentrum verwandelte. Starck verliebte sich von Anfang an sowohl in die Stadt als auch in das Projekt; sein Ziel war es, Design und Architektur näher an das städtische Alltagsleben heranzubringen.
Das Gebäude wurde als eine Agora konzipiert – ein öffentlicher Platz der Begegnung und des Austauschs, offen für alle. Im zentralen Raum tragen dreiundvierzig markante, monumentale Säulen die drei Baukörper des Komplexes. Jede Säule steht für einen anderen Kunststil – von der klassischen griechischen Antike bis zum alten China – und gemeinsam sind sie zum unverwechselbaren Markenzeichen des Gebäudes geworden.
MA COCOTTE PARIS
Nach einem intensiven Einkaufsbummel auf dem Marché aux Puces de Saint-Ouen in Paris ist Ma Cocotte der perfekte Ort für eine Pause – das erste Restaurant, das Philippe Starck eröffnete. Als regelmäßiger Besucher des Antiquitätenmarkts hatte der Designer lange davon geträumt, einen Ort zu schaffen, an dem man sich ausruhen und köstliche Gerichte des französischen Küchenchefs Yannick Papin genießen kann.
Das Interieur ist mit sanfter, verstellbarer Beleuchtung gestaltet, um eine ruhige und entspannte Atmosphäre zu schaffen. Jeder Möbel- und Dekorationsgegenstand stammt direkt aus den umliegenden Geschäften, wodurch das Restaurant zu einer authentischen Erweiterung des berühmten Pariser Flohmarkts wird – hier bleibt wirklich alles „in der Familie“.
LE NUAGE (MONTPELLIER)
Ein aufblasbares Gebäude – dessen blasenförmige Struktur förmlich dazu einlädt, sie zum Platzen zu bringen – ist der erste Eindruck, der einem beim Anblick dieser Konstruktion in den Sinn kommt. Doch je näher man kommt, desto poetischer wird der Eindruck; Transparenz und Leichtigkeit der Struktur sind wahrlich faszinierend.
Als eines der ersten aufblasbaren Bauwerke Europas befindet sich Le Nuage in der modernen Stadt Montpellier und wurde 2014 für die Öffentlichkeit eröffnet. Eine feine, transparente Membran umhüllt einen multifunktionalen Raum, der Einzelhandel, Sport- und Kultureinrichtungen vereint. Die Lebendigkeit und Aktivität des Gebäudes bleiben den ganzen Tag über ungebrochen. Starck hinterließ einmal mehr seine unverwechselbare Handschrift – verspielt, architektonisch, unauslöschlich und, im wahrsten Sinne des Wortes, „nicht entleerbar“.
CULINARY TOOLS. ECO–LOGICAL DESIGNS (DEGRENNE)
Degrenne, die traditionsreiche französische Marke, bekannt für ihre klassischen Küchenutensilien aus den 1920er Jahren, suchte nach einer modernen Neuinterpretation – und beauftragte Philippe Starck, sie zum Leben zu erwecken. Das Ergebnis, das 2017 auf den Markt kam, war „L’Econome by Starck“.
Die grundlegenden Tätigkeiten des Schälens, Schneidens und Servierens werden hier perfekt abgedeckt – ohne ästhetische Spielereien, ohne Marketingtricks und ohne provokative Designs. Sowohl der Produktionsprozess als auch die Verpackung wurden sorgfältig nach ökologisch-nachhaltigen Standards konzipiert, um ein größeres Umweltbewusstsein zu fördern.
Diese schlichten Küchenwerkzeuge – geschaffen, um uns beim Zubereiten und Genießen von Speisen zu unterstützen – führen Starck zurück zum Wesentlichen von reiner Funktionalität, Form und Nutzung.